Was ist Parodontose?

Darunter versteht man die Erkrankung des Zahnhalteapparates. Zum Zahnstützgewebe gehört das Zahnfleisch, der Kieferknochen und die Fasern, die den Zahn mit dem Knochen verbinden. Im Volksmund wird diese Erkrankung meist mit „Parodontose“ bezeichnet. Diese Erkrankung wird häufig unterschätzt, so fallen der „Parodontose“ mehr Zähne zum Opfer als der Karies!

Wundern Sie sich nicht, dass Sie in einer Zahnarztpraxis den Ausdruck „Parodontose“ nicht wiederfinden werden, denn der Zahnmediziner benutzt diesen Ausdruck nur für den Abbau des Zahnknochens ohne Entzündung. Gebräuchlich sind bei Zahnmedizinern die Ausdrücke Gingivitis (nur Entzündung des Zahnfleisches) und Parodontitis (Entzündung des Zahnfleisches mit Abbau des Zahnhalteapparates)

 

Welche Merkmale hat die „Parodontitis“?

  •  Das Bluten des Zahnfleisches ist ein wichtiges Zeichen einer Entzündung. Manchmal bemerkt man es zufällig beim gründlichen Zähneputzen (Vorsicht: Zahnfleischblutungen treten bei Rauchern erst spät auf!)
  • Rückgang des Zahnfleisches Die Zähne werden scheinbar länger. Manchmal fangen z. B. die oberen Schneidezähne an zu wandern. Der Spalt zwischen den mittleren Zähnen wird dann immer größer
  • Verdächtig ist auch eine dunkel-rote Verfärbung des Zahnfleischs (normal: hellrosa)
  • und länger andauernder Mundgeruch (der natürlich auch andere Ursachen haben kann)
  • bei fortgeschrittenen Fällen auch übelriechendes weißlich gelbes Sekret zwischen den Zähnen bei Druck auf das Zahnfleisch.
  • und manchmal bemerkt man auch eine Schwellung
  • Lockerung der Zähne (hier ist die Zerstörung des Zahnhalteapparates schon fortgeschritten)

Bei Nichtbehandlung der ersten Warnsignale löst sich das Zahnfleisch vom Zahn ab. Es bildet sich eine Tasche und im Boden dieser Tasche wird der Knochen um den Zahn immer mehr abgebaut, bis der Zahn locker wird. Ein lockerer Zahn ist schon ein Zeichen für eine weit fortgeschrittene Erkrankung.

 

Wie kommt es zur Parodontitis?

Krankheitserreger (Bakterien) dringen in den Raum zwischen Zahn und Zahnfleisch ein. Finden die Bakterien genug Nahrungsgrundlage in Form von Zahnbelägen, dann vermehren sie sich schnell und führen schließlich zu einer entzündlichen Reaktion mit Auflösung des umgebenden Gewebes. Zunächst ist nur das Zahnfleisch über dem Knochen betroffen. Schließlich breitet sich die Entzündung immer weiter aus und der Knochen um den Zahn mit dem feinen Faserapparat, der den Zahn tragen soll, wird langsam aber sicher aufgelöst.

Schwierig bei der Bekämpfung dieser Bakterien ist die Tatsache, dass es sich meist nicht um einen bestimmten Stamm handelt, sondern um eine Mischkultur. Die Keime gelangen übrigens schon in der Säuglingsphase in den Mund der Patienten. Deshalb wird geraten, dass gerade Paare mit Kinderwunsch ihre Zähne rechtzeitig sanieren lassen sollten.

Zunächst führt die bloße Anwesenheit von Bakterien noch nicht zur Parodontitis. Kommen jedoch noch andere Faktoren wie Zahnbeläge hinzu (siehe unten: begünstigende Faktoren), dann kommt es im Rahmen des Abwehrkampfes des Körpers zur fatalen Auflösungsreaktion des Zahnhalteapparates. .

 

 

Welche Faktoren beeinflussen die Parodontitis?

  • o Der maßgeblicher Risikofaktor ist das Rauchen, vor allem das starke Rauchen von über 15 Zigaretten am Tag. Problematisch ist bei Rauchern zusätzlich, dass die Zahnfleischentzündung oft lange ohne das charakteristische Bluten verläuft und so erst spät vom Patienten beachtet wird. Wird ein Raucher zum Nichtraucher, so hat er zunächst vermehrt Zahnfleischbluten, auch wenn sich der Zustand des Zahnfleisches bessert.
  • o Ungünstige Putztechniken oder nicht ausreichende Mundhygiene bedingen Ablagerungen von weichen und harten Belägen an den Zähnen. In diesen Belägen sind sehr viele Bakterien (Krankheitserreger). Dadurch wird eine Entzündung hervorgerufen, die den Zahnhalteapparat zerstört.
  • o Auch eine falsche Belastung der Zähne kann diese Erkrankung unterstützen.
  • o Daneben gibt es noch einige Allgemeinerkrankungen (wie Diabetes), die den Abwehrkampf des Körpers gegen die Bakterien des Zahnfleisches negativ beeinflussen.
  • o Schließlich gibt es erbliche Faktoren. Zwillingsforschungen haben gezeigt, dass selbst eineiige Zwillinge in völlig unterschiedlichen Umgebungen und Lebensgewohnheiten Ähnlichkeiten beim Zahnfleischzustand aufweisen. In der Zwischenzeit sind Stellen am Erbmaterial (DNS) geortet worden, die für die Produktion von Interleukinen (Eiweiße, die die Abwehrzellen steuern) zuständig sind. Ist eines dieser Gene verändert, haben die Patienten ein 17-fach höheres Risiko, eine Parodontitis zu bekommen
  • o In letzter Zeit geraten Immunschwächen immer mehr in den Blickpunkt der wissenschaftlichen Forschung. Damit ist nicht AIDS oder eine andere schwere Immunerkrankungen gemeint, sondern die individuellen Unterschiede im Abwehrverhalten des Patienten gegenüber den Bakterien wie die mangelnde Leistungsfähigkeit von Granulozyten (weißen Blutkörperchen).
  • o In letzter Zeit wird immer mehr über den Stressfaktor diskutiert. Es entspricht auch meiner eigenen Erfahrung, dass gerade in oder nach Stressphasen akute Schübe mit Zahnfleischbluten gehäuft vorkommen.

 

Ich putze mir dauernd die Zähne. Wieso habe ich mehr Zahnfleischprobleme als andere, die viel weniger intensiv die Zähne putzen?

Da die Zahnreinigung nur ein Faktor von vielen ist, gibt es tatsächlich Menschen, die mit einer extremen Zahnbürstenabneigung noch ein völlig gesundes Zahnfleisch haben. Ich vergleiche es gern mit dem Rauchen. Es gibt starke Raucher, die sich auch noch mit 90 Jahren bester Gesundheit erfreuen, während andere allein durch das „passive Rauchen“ stark gefährdet sind.

Die verschiedenen möglichen Ursachen machen die Frage nach der Schuld bei der Entstehung der Zahnfleischentzündung von vornherein unsinnig.

Der Vorwurf eines Arztes „Sie haben nicht genug geputzt, daran sind Sie selber schuld“ ist genauso gefährlich wie eine generelle Schuldabweisung durch den Patienten.

Einen nicht unerheblichen Einfluss haben auch die Sünden aus der Jugendzeit. In diesem Alter wird die Wichtigkeit der Mundhygiene unterschätzt -und gerade dann wird die Grundlage für eine Parodontose geschaffen, die später schwer zu bekämcpfen ist.

Dazu kommt, dass der Patient kaum mehr in der Lage ist, Beläge zu entfernen, die sich schon unterhalb des Zahnfleisches befinden. Hier muss der Zahnarzt in Aktion treten.  

 

Wie häufig ist die Parodontitis?

Völlig gesunde Zahnfleischverhältnisse haben nur 20% der erwachsenen Deutschen. Ein großer Teil der Deutschen haben eine leichtere Form der Zahnfleischentzündung. Jeder 10te hat eine besonders besonders schwere Form der Parodontitis. Oft sind die Zähne verschieden stark davon betroffen.

 

 

Wie wird die Parodontitis behandelt?

Vorbehandlung:

Vor Beginn der Behandlung müssen alle Beläge, der Zahnstein sowie überstehende alte Füllungen und Kronen mit überstehenden Rändern entfernt werden. Da auch Entzündungen im Inneren des Zahnes zu Entzündungen des Zahnfleischs führen können, müssen auch diese vorab behandelt werden.

Fehlbelastungen der Zähne werden z.B. durch Beschleifen der Kauflächen oder durcheine „Knirscherschiene ausgeschaltet.

Der Patient lernt in der Vorbehandlung, die Zähne optimal zu putzen, d.h. er bekommt genaue Anleitung für die beste auf seine Zähne und Vorlieben abgestimmte Putztechnik. Es wir gezeit, welche Nahrungen gefährlich für den Zahnerhalt wein können und welche sogar günstig. Hier gab es auch für mich im Studium überraschende Erkenntnisse, dass manche harmlos erscheine Nahrungsmittel Karies stark fördern können.

Einige Wochen nach der Vorbehandlung, nachdem diese die größten Entzündungen reduziert hat, wird ein genauer Zahnfleischstatus erhoben.

 

Hauptbehandlung:

Die Hauptbehandlung zielt darauf ab, den Zahnbelag und den daraus gebildeten Zahnstein ober- und unterhalb des Zahnfleischs zu entfernen. Wir führen diese Behandlung gerne unter Lachgas durch. Der Patient wird in einen leichten Rauschzustand versetzt, indem die Schmerzwahrnehmung stark reduziert ist. So kann der Zahn auch weit unter dem sichtbaren Zahnfleischrand gereinigt werden.

Mindestens 6 Wochen später wird der Patient erneut untersucht. Die meisten entzündlichen Zahnfleischtaschen müssen dann nicht weiter gereinigt werden. Inausgeprägten Fällen sind die Taschen aber über einen halben Zentimeter tief. Dann ist eine chirurgische Reinigung sinnvoll. Hier wird das Zahnfleiscch soweit vom Zahn abgehoben, bis der Behandler die ganze Wurzel eisnsehen kann. Dann wird die Zahnwurzel unter Sicht gereinigt. Das „blinde“ nicht chirurgische Verfahren wird gerne bei Zähnen, die eher runde Wurzeln haben und daher leichter zu reinigen sind, verwandt (Zähne im vorderen Bereich). Die großen Mahlzähne jedoch haben mehrere Wurzeln, zwischen denen sich gerne Zahnbelag ansammelt. Hier ist eher die Reinigung unter Sicht erfolgsversprechend.

 

Nachbehandlung:

Eine kontinuierliche Nachbehandlung mit Entfernen der möglicherweise wieder neu entstandenen Zahnbeläge ist notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Zahnfleischbehandlung. Dazu werden Untersuchungstermine in drei-(selten)   bis sechsmonatigen Abständen empfohlen. Die Abstände sind von der Form der Parodontitis und von der Begleiterkrankung abhängig. Zu diesen Terminen werden, wie oben beschrieben, die neu entstandenen Zahnbeläge entfernt. Weiterhin wird das Zahnfleisch auf seinen Gesundheitszustand untersucht und dem Patienten geholfen, die Mundhygiene auch an schlecht zu erreichbaren Stellen zu optimieren. „Eine gewissenhafte und erfolgreiche Parodontalbehandlung setzt die lebenslängliche Betreuung des Patienten voraus“!

Wichtig ist, dass der Patient im akuten Stadium (s.u.) nicht wartet, bis er den nächsten Termin hat, sondern sich dann sofort meldet. Das Kardinalzeichen eines akuten Schubes ist bei Nichtrauchern die Blutung, weniger der Schmerz.

 

 

Wenn die Ursache von Zahnfleischentzündungen Bakterien sind, warum kann man dann nicht einfach ein Antibiotikum geben wie bei anderen Erkrankungen auch?

Es handelt sich bei der Parodontitis um eine Zerstörung des Zahnhalteapparates im Rahmen der Abwehr des Körpers gegen Bakterien. Im Rahmen dieser Abwehr werden gewebsauflösende Stoffe freigeetzt, die leider nicht nur die Bakterien abtöten sondern auch den Zahnhalteapparat gefährden. Allerdings sind verschiedene Keimarten daran beteiligt. Dazu kommen noch Bakterienarten, die wenig Schaden anrichten und den aggressiven Keimen sogar die Nahrung wegnehmen. .

Es gibt aber kein Antibiotikum, dass alle aggressiven Bakterien gut vernichtet und gleichzeitig die erneute Einnistung verhindert. So kann die alleinige Antibiotikagabe nur kurzzeitigen Erfolg bescheren. Wichtig für den Erfolg einer Parodontalterapie ist jedoch das dauerhafte Ergebnis!

Dazu kommt, dass sich die Bakterien im Zahnfleisch quasi unter einer Schleimhülle vor dem Antibiotikum verstecken können.

Es gibt in der Zwischenzeit erfolgreiche Testmethoden mit denen man das Vorhandensein besonders aggressiver Bakterienstämme nachweisen kann.. Dies erscheint mir gerade bei besonders gefährlichen Formen der Parodontitis wie denen bei Jugendlichen sinnvoll aber auch bei aggressiven Formen der Erwachsenen und bei den Formen, die einer Behandlung widerstehen.. Mit dem Ergebnis der Bakterientestung kann man dann gezielt ein Antibiotikum einsetzen.

Bevor man ein Antibiotikum gibt, sollte erst den Bakterien ihre  Nahrungsgrundlage genommen, das heißt der Zahnbelag entfernt werden.

 

 

Warum muss operiert werden, beim letzten Mal hat der Zahnarzt nur „gekratzt“?

Nach den ersten Vorbehandlungen werden die Ausdehnungen der Zahnfleischtaschen bestimmt. Eine tiefe Tasche ist schwierig ohne Sicht zu reinigen. Durch das fensterartige Aufklappen des Zahnfleisches kann man die Zahnoberfläche besser einsehen und genauer reinigen.

Als Anhaltswert für die Entscheidung, ob operiert werden soll, gilt bei uns eine Taschentiefe von 5 mm. Allerdings kann man dies nicht als starren Wert ansehen. Bei einwurzeligen Zähnen, wie wir sie vorne im Gebiss haben, werden wir noch bei deutlich tieferen Taschen als 5 mm ohne Operation auskommen, da diese Zähne auch ohne Sicht noch relativ gut zu reinigen sind. Im hinteren Bereich des Gebisses haben wir mehrwurzelige Zähne, wo eine operative Reinigung unter Sicht schon früher sinnvoll wird. Gerade die Entzündungen zwischen den Wurzeln der größeren Mahlzähne (diese haben 2 bis 3 Wurzeln je Zahn) und keilförmige Knocheneinbrüche sind erfolgreicher unter Sicht zu behandeln.

 

Ab wann soll man Zahnfleischentzündungen behandeln?

Häufig sehen wir Zahnfleischentzündungen erst in einem so späten Stadium, dass die Erfolgsaussichten nicht mehr optimal sind „5 Minuten vor 12“.

In den Richtlinien für die kassenzahnärztliche Versorgung steht unter §20: “ Die Prognose der Parodontopathien hängt vom Zeitpunkt der Behandlung ab. Sie ist nur bei frühzeitiger Behandlung günstig.“

Eine Reinigung der Zähne mit Enfernung der Zahnbeläge auch unter der Zahnfleischgrenze ist bei jeder Form der entzündlichen Zahnfleischerkrankung sinnvoll, nur wird man bei kleinen entzündlichen Taschen nicht gleich operieren.

 

 

Was kann man mit der Zahnfleischbehandlung erreichen?

Man kann das Fortschreiten des entzündlichen Prozesses stoppen. Einmal verlorengegangenes Zahnstützgewebe einschließlich Knochen lässt sich nur mit speziellen Maßnahmen wieder herstellen.

Ziel der Zahnfleischbehandlung ist die Herstellung eines entzündungsfreien Zahnhalteapparates und die Verhinderung der Neubesiedlung durch zerstörerische Bakterien. Von einer Ausheilung, wie wir sie von anderen Erkrankungen kennen, kann nicht gesprochen werden.

Die etwas lockeren Zähne können wieder fester werden. Ganz fest werden sie jedoch nicht mehr.

 

 

Wenn ich meine Parodontitis nicht behandle, was kann mir passieren, außer dass ich meine Zähne früher verliere?

Patienten mit einer Parodontitis erkranken 3 mal häufiger an einem Schlaganfall und  haben ein 80% höheres Risiko einen Herzinfarkt zu bekommen. Schwangere Frauen mit Parodontitis haben ein bis zu 6 mal höheres Risiko, eine Frühgeburt zu bekommen.

Man nimmt an, dass die Bakterien im Zahnfleisch mit ihren Stoffwechselprodukten oder körpereigene Abwehrstoffe in den Blutkreislauf kommen und so die oben beschriebenen Erkrankungen beeinflussen.

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass der Verdauungstrakt nicht im Magen sondern im Mund beginnt, und zerkleinerte Nahrung mit Ballaststoffen für den Organismus wichtig ist. Mit lockeren Zähnen ist eine ausreichende Zerkleinerung dieser Nahrung schwer möglich, weshalb dann häufig auf diese wichtige Nahrung verzichtet wird.

Dagegen ist Mundgeruch medizinisch gesehen nur von untergeordneter Bedeutung; allerdings macht er „einsam“.

 

Wie lange werden meine Zähne noch halten?

Eine häufig gestellte und berechtigte Frage, die leider nicht beantwortet werden kann. Es gibt noch keinen Messwert, der uns Informationen über die Zukunft eines Zahnes gibt.

Die Parodontitis und die damit verbundene Zerstörung des Zahnhalteapparates verläuft in Schüben. Zwischen den Schüben gibt es oft jahrelange zerstörungsarme Intervalle. Der Patient merkt oft den akuten Schub nicht, denn Schmerzen treten oft selten auf und die Blutung ist das einzige Zeichen, dass ein Patient wahrnimmt (leider unzuverlässig bei Rauchern).

Die Erfahrung sagt, dass die Parodontitis dann gerade besonders aggressiv ist, wenn mehr als zwei  Zähne pro Kieferhälfte Blutungen aufweisen.

In einer blutungsfreien Phase ist der Knochenabbau eher gering. Leider kann man dem Patienten keine Garantie geben, dass er ohne Blutung kein weiteres Fortschreiten der Erkrankung befürchten muss.

Oft wird von Patienten angenommen, dass der Lockerungsgrad des Zahnes ein Maß für seine Haltbarkeit ist. Diese Annahme ist leider oft trügerisch, da Mahlzähne wegen ihrer mehreren Wurzeln oft noch fest erscheinen, auch wenn sie kaum noch im Knochen stehen. Dagegen können lockere Schneidezähne noch lange bestehen bleiben. Wichtig ist auch das Alter des Patienten. Ein lockerer Zahn bei einem 25 jährigen hat eine schlechtere Chance erhalten zu bleiben als ein genauso lockerer Zahn bei einem 60jährigen.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Art der Parodontitis. Es gibt die aggressive Formen der Parodontitis, die viel gefährlicher ist als die langsam verlaufende Erwachsenen- Parodontitis .

 

 

Ich hatte schon einmal eine Zahnfleischbehandlung. Warum ist es wieder zu einer solchen Entzündung gekommen?

Auch eine optimal durchgeführte Zahnfleischbehandlung kann nur die Anzahl der Bakterien verringern, indem man ihnen die Nahrungsgrundlage entzieht und die Neubesiedlung erschwert.

Keimfrei wird das Zahnfleisch nie! Die Bakterien werden immer neu „versuchen“, die Region zu besiedeln. Wird dieser Entwicklung nicht durch regelmäßige Nachbehandlungen und gute Zahnreinigung entgegengewirkt, so kommt es zur neuen Besiedlung durch Bakterien und zur Entzündung des Zahnfleisches.

 

 

Was kann ich selber tun?

Zunächst muss eine gute Zahnputztechnik erlernt werden. Dies ist für manchen mühsam. Besonders die Technik, mit der Zahnseide effektiv umzugehen, erfordert von manchen viel Geduld. Dabei ist gerade der Zahnzwischenraum entscheidend bei der Bekämpfung der Parodontitis. Für eine effektive Mundhygieneberatung sind einige Sitzungen notwendig. Hier werden nicht nur die Techniken gezeigt sondern auch überprüft. Dies geschieht natürlich heutzutage nicht mehr schulmeisterlich, sondern im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Nach meiner Erfahrung ist es ein häufiges Problem, dass die Zahnreinigung bei Schmerzen und Blutungen unterlassen wird, da der Patient in Unwissenheit davon ausgeht, dass der Reiz der Zahnbürste oder Zahnseide die Entzündung verschlimmern könnte.

Nach der Hauptbehandlung sind regelmäßige Nachuntersuchungen in 3 bis 6 monatigen Abständen sinnvoll, damit die Entzündung nicht wieder auftraten kann.

Selbstverständlich sollten auch alle anderen Ursachen, die den Zahnfleischzustand gefährden, bekämpft werden. Dazu gehört vor allem das Rauchen.

 

 

Welche Zahnbürste ist die beste?

Die Zahnbürsten sollten abgerundete Borsten haben, die synthetisch hergestellt sind. Auf Naturborsten können sich Bakterien noch lange halten. Der Kopf sollte nicht allzu groß sein, damit alle Stellen im Mund gut zugänglich sind.

 

 

Sind die elektrischen Zahnbürsten noch schlechter als die Zahnbürste in der Hand?

Diese Frage kann man in der Zwischenzeit für die neuen Modelle mit ihren rotierenden Borsten verneinen. Empfehlungen zu speziellen Marken möchte ich im Internet nicht geben. Ich kann jedoch schon hier empfehlen, bei der Auswahl nicht nur auf den Anschaffungspreis zu achten sondern auch auf die Preise für die Ersatzbüsten.

 

 

Welche Zahnpasta ist die Beste?

Die Zahnpaste sollte Fluoride enthalten und wenig Weissmacher, da diese die natürliche Zahnoberfläche verändern können. Da die Vorteile verschiedener Zusätze in der Wissenschaft kontrovers diskutiert werden, nehme ich selbst preisgünstige Zahnpasten von Einkaufsketten.

 

 

Welche Zahnseide soll ich benutzen?

Wir haben noch auf der Universität gelernt, gewachste Zahnseide sei abzulehnen. Dieses ist nach heutigem Erkenntnisstand nicht mehr aufrechtzuerhalten. Wichtig bei der Auswahl der Zahnseide ist nicht ein kleiner Vorteil, den eine Studie ergeben hat, sondern dass man lernt, einfach und effektiv die Problemzonen des Gebisses zu reinigen. Einfacher anzuwenden sind moderne Zahnseiden aus Teflon. Bei den herkömmlichen Zahnseiden handelt es sich aus verdrillten Einzelfasern aus Nylon, die leichter auffasern. Aber Vorsicht: Das Auffasern oder Zerreißen von Zahnseide kann auch Folge einer rauen Kante am Zahn sein. Daher empfehle ich die Abklärung beim Zahnarzt, ob die Ursache beim Zahn oder bei der Technik der Zahnseidenanwendung zu suchen ist.

Es gib bei den herkömmlichen Nylon-Zahnseiden gute Spezialausführungen wie die der Superfloss, wo unterschiedliche Oberflächen die Reinigung verbessern. Dies ist gerade unter Brücken sehr vorteilhaft.

Aller Anfang ist schwer. Die Verwendung von Zahnseide ist nicht ohne Grund nur bei 2-3% der Deutschen üblich. Traurig, denn die Zahnseide entwickelt ihre Vorteile in der Problemzone des Gebisses, den Zahnzwischenräumen, wo die Zahnbürste ihre größten Schwierigkeiten hat. Gerade in dieser Zone entwickelt sich häufig eine Zahnfleischentzündung.

 

 

Ich würde ja gerne die Zähne gründlicher putzen. Aber immer, wenn ich das intensiv versuche, fängt es an zu bluten oder tut weh!

Es ist richtig, dass Blutung ein Warnsignal ist. Allerdings ist die Reizung durch die Zahnbürste oder Zahnseide meist nicht das Grundübel, sondern eine fortgeschrittene Entzündung des Zahnfleisches. In diesen Fällen empfehle ich eine professionelle Abklärung und Zahnreinigung durch den Zahnarzt bzw. sein Team. Wenn die gefährliche Entzündung bekämpft worden ist, lassen auch die Beschwerden beim Putzen nach. Es gibt aber auch Fälle, wo eine ungünstige Putztechnik die Blutung verstärkt. Auch hier ist die Hilfe durch das Zahnarztteam gefragt.

Auf jeden Fall ist es gefährlich, die Zahnreinigung wegen der Blutung zu drosseln und abzuwarten, bis die Beschwerden nachlassen!!!

Seiten der Zahnärztekammer Nordrhein zum Schutz vor Zahnkrankheiten:

prophylaxe ist wichtig

 

Mit welchen Schmerzen muss bei der Behandlung rechnen?

Die chirurgische Säuberung wird in örtlicher Betäubung durchgeführt und ist nicht schmerzhaft. Der Wundschmerz nach dem Nachlassen der Spritze ist unterschiedlich ausgeprägt und hängt von dem operativen Aufwand ab. In der Regel lassen sich die Schmerzen mit den heutigen Schmerzmitteln gut unterdrücken.

 

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Nach einer chirurgischen Zahnfleischsäuberung erscheinen die Zähne oft etwas länger. Das hängt damit zusammen, dass das Zahnfleisch durch die Entzündung anschwillt und sich nach Abklingen der Entzündung auf den abgebauten Knochen legt. Dieser Effekt kann auch zu Veränderungen in der Aussprache führen, da jetzt Luft der Lautbildung zwischen den Zähnen durchtreten kann. Weiterhin kann es zu überempfindlichen Zahnhälsen kommen.

Diese möglichen Nebenwirkungen sollten meiner Meinung nach in Kauf genommen, um die eigenen Zähne möglichst lange zu erhalten.

 

 

Mich interessiert vor allem der Zahnfleischrückgang und damit die hässliche Verlängerung der Zähne. Ich möchte erst einmal das behandelt haben.

Es gibt heute eine Reihe von Operationstechniken, bei denen mit einem vorhersehbarem Erfolg zu rechnen ist. Insbesondere haben sich bei uns die Erfolge einiger Techniken durch das Operationsmikroskop verbessert. 

Es ist jedoch nicht zu vergessen, dass diese Plastiken nur dann erfolgreich sein können, wenn die neu geschaffene Haut über dem Zahn ausreichende Knochenunterstützung hat und jede nennenswerte Entzündung vorher beseitigt wurde.

 

 

Werden die Zähne nach der Zahnfleischbehandlung wieder fester?

Der Patient merkt häufig keine deutliche Festigkeitssteigerung der Zähne nach der Standardtherapie, auch wenn spezielle zahnärztliche Geräte (wie Periotest) dies nachweisen können. Die Standardbehandlung baut ja auch nicht das verlorengegangene Gewebe wieder auf, sondern bekämpft die Entzündung!

Zum Aufbau des Knochens s. unten

 

 

Mit wie vielen Sitzungen muss ich rechnen?

Die Anzahl der notwendigen Sitzungen ist sehr unterschiedlich.

Die Vorbehandlung benötigt oft 3 bis 5 Sitzungen, die chirurgische Säuberung 2 bis 4 Sitzungen, die Wundkontrollen weitere 2 bis 4 Sitzungen und danach folgen Kontrollen in 3 bis 6 monatigen Abständen. Eine gewissenhafte und erfolgreiche Parodontalbehandlung setzt die lebenslange Betreuung des Patienten voraus.

 

 

Kann man verlorengegangenes Zahnfleisch wieder aufbauen, um sichtbare Zahnteile wieder abzudecken?

Ja, es gibt in der Zwischenzeit eine Reihe von bewährten Plastiken, die beim Zahnfleischaufbau angewendet werden. Voraussetzung ist immer eine vorherige erfolgreiche Behandlung der Entzündung. (s.o.) Empfohlen wird weiterhin häufig der Aufbau des abgebauten Knochens, da der Aufbau des Zahnfleisches ohne Knochenaufbau eine tiefe Tasche entstehen lässt, die reinigungstechnisch sehr ungünstig wäre.

 

 

Wie kann man verlorengegangenen Knochen wieder aufbauen?

Die zahnmedizinische Technik schreitet immer weiter voran. Während vor etlichen Jahren die Zahnfleischbehandlung noch lediglich eine Maßnahme zur Verhinderung weiterer Zerstörung war, ist man jetzt weiter. Mit Hilfe eines knochenaufbauender Maßnahmen kann man bei steilen Taschen einige mm des verlorenen Knochens wieder gewinnen.

Ich beschäftige mich gerade mit diesem Thema sehr gerne und versushe das komplexe Thema in wenigen Sätzen zu umreißen.

Nach Beseitigung der Entzündung können mehrere Verfahren angewendet werden, um den Knochen wieder aufzubauen.

Der „Goldstandard“ ist meiner Meinung nach der Aufbau mit eigenem Knochen aus anderen Bereichen des Kiefers, wo er nicht mehr gebraucht wird z.B. aus der Region der ehemaligen Weisheitszähne. Aber auch Zahnlücken eignen sich gut zur Knochenentnahme. Goldstandard heißt nicht, dass andere Methoden schlechter sind. Damit ist in der Wissenschaft gemeint, dass neu entwickelte Methoden sich damit messen müssen, bevor behauptet wird, man hätte etwas Besseres erfunden. Weiterhin wird der verlorene Knochen auch durch Ersatzmaterial ersetzt. Dieses dient als Platzhalter für den einwachsenden Knochen und man sagt einigen Präparaten nach, sie würden die Knochenbildung fördern. Hier sind die wissenschaftlichen Sudien nicht immer eindeutig.

Es stehen auch verschiedene Knochenersatzmaterialien zur Verfügung. Sie werden von Tieren oder verstorbenen Menschen gewonnen. Das Risiko einer Infektion ist sehr gering. Trotzdem verwende ich solche Materialien nur sehr selten nach eingehender Beratung, wenn Alternativen nicht realistisch in Frage kommen. Weiterhin kann Knochenersatzmaterial auch künstlich hergestellt werden. Diese haben kein Infektionsrisiko. Die Studien über die biologische Wirksamkeit sind jedoch teilweise widersprüchlich.

Weiterhin kann man spezielle Folien (Membranen) auf den Knochentrichter legen. Bei der Wundheilung können jetzt die schnell wuchernden Zellen des Weichgewebes nicht in die Knochenhöhle eindringen und der relativ träge Knochen und die Zahnhaltefasern-bildenden Zellen haben genügend Zeit, sich „in aller Ruhe“ in der Höhle auszubreiten. Der Zahnarzt benutzt für dieses Verfahren gerne die Abkürzung GTR = „Guided tissue regeneration“. Mit diesem Verfahren sind gut Knochenverluste zwischen den Wurzeln von mehrwurzeligen Zähnen (Backenzähne) zu behandeln, wenn der Knochenverlust nicht ganz durch den Zahn bis auf die andere Seite geht. Häufig bringt diese Methode auch einen Wiederaufbau von ca. 2 mm eines verlorengegangenen Knochens in einem Knochentrichter, vor allem dann wenn der Trichter 4 mm oder tiefer ist. Größere Gewinne sind aber eher die Seltenheit. Eine ausführliche Erläuterung zu der Membrantechnik ist unter http://www.ukrv.de/ch/paro/spallek/gtrtech.html nachzulesen.

Alle neuen Methoden werden ständig wissenschaftlich überprüft. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-Mund-Kieferheilkunde DGZMK gibt immer wieder offizielle Stellungnahmen zu den jeweiligen Methoden ab.

Wenig erfolgversprechend ist danach (1/99) der Knochenaufbau bei gleichmäßigem Knochenverlust (horizontaler Knochenabbau).

Ist der Knochen schon zwischen den Wurzeln der breiten Mahlzähne weiter abgebaut, wird die Behandlung schwieriger. Ist der Knochenabbau nicht zu tief, so wird mit einer Membran die Neubildung des Zahnhalteapperates gefördert.

Neuerdings wird die Knochenheilung mit speziellen Enzymen gefördert. Obwohl für diese Methoden noch keine gesicherten Langzeitergebnisse vorliegen, muss man die Entwicklung genau verfolgen, da sich hier interessante und für den Patienten schonende Verfahren entwickeln könnten.Inzwischen hat die Behandlung mit sogenannten Schmelzmatrixproteinen (Emdogain®) wissenschaftliche Anerkennung gefunden. Durch Einweiße (Proteine) wird die Neubildung von Zellen der Wurzelhaut gefördert. In Kombination mit der chirurgischen Zahnsäuberung bringt diese Behandlung eine Verbesserung der Zahnfleischhöhe.

Insgesamt sind Möglichkeiten der Zahnfleischbehandlung in letzten Jahren deutlich bereichert worden, nicht nur durch die neue Verfahren und Techniken sondern auch durch Sichtvergrößerungen (z.B. Operationsmikroskop) und feine Instrumente sowie feinem Nahtmaterial.

In der Entwicklung sind verschiedene Wachstumsfaktoren, die die Neubildung von Knochen und Zahnhalteapparat fördern. Die ersten kontrollieren Untersuchungen sind vielversprechend, so dass wir gespannt sein können, was uns die weitere Wissenschaft hier bringt.

 

 

Ich habe von speziellen Flüssigkeiten gehört, mit denen man verlorengeganger Knochen am Zahn ohne Operation wieder aufbauen kann. Was ist davon zu halten?

(s. Kommentar Implantate) Bei diesen Stoffen handelt es sich um Eiweiße, die die Knochenneubildung oder Knochenwiederherstellung fördern. Wir nennen sie BMP: (Bone morphogenetic protein) Es gibt solche Stoffe seit ungefähr 10 Jahren.

In der Zwischenzeit werden solche Stoffe schon erfolgreich in der Orthopädie eingesetzt. Es bleibt abzuwarten, wann die Anwendung in der Zahnheilkunde erfolgt.

Es ist ratsam die Forschung hier (natürlich nicht nur hier) genau zu verfolgen, denn die guten Ergebnisse einiger Untersuchungen an Tieren lassen die Vermutung aufkommen, dass in Zukunft einiges zu erwarten ist. Die Probleme sind noch vielfältig. Zwar ist es in der Zwischenzeit gelungen, reines menschliches BMP (s.o.) herzustellen, jedoch muss noch eine geeignete Trägersubstanz gefunden werden, das diesen Stoff dicht an noch gesunden Knochenzellen hält. Die Trägersubstanz muss außerdem verhindern, dass das BMP in die Blutbahn ausgeschwemmt wird. In der Blutbahn wird BMP sofort abgebaut. Ist jedoch das BMP verbraucht, so hört die Knochenneubildung ohne Knochenhaut sofort auf.

 

 

Zahlt die Krankenkasse die Behandlung?

Die Standardbehandlung wie normale Vor- und Nachbehandlung sowie die chirurgische Säuberung zahlt die gesetzliche Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen. Dazu gibt es eindeutige Richtlinien des Bundesausschusses für Zahnärzte und Krankenkassen. Danach soll die Behandlung zu Lasten der Krankenkassen dann nicht erfolgen, wenn die Zahnerhaltung aufgrund schlechter Erfolgsaussichten nicht sinnvoll erscheint.

Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Zähne bereits über Zungen- oder Lippendruck beweglich sind oder die Entzündung sich schon zwischen die Wurzeln ausgebreitet hat. Aber auch mangelnde Mitarbeit des Patienten zählt danach zu den Ausschlusskriterien.

Eine weitere Voraussetzung für die Genehmigung einer systematischen Zahnfleischbehandlung durch die gesetzlichen Krankenkassen ist eine Vorbehandlung. Dazu gehört die Entfernung der Zahnbeläge über dem Zahnfleisch. Diese Art der Vorbehandlung ist in letzter Zeit immer mehr in die Kritik der Gelehrten geraten, da der gefährliche Zahnbelag nicht über sondern unter der Zahnfleischgrenze sitzt. Die privaten Krankenversicherungen verlangen diese Art der Vorbehandlung nicht.

Besondere Techniken wie Knochenaufbau mit Membraneinlage sind im Einzelfall privat zu bezahlen. Erkundigen Sie sich bitte hier bei Ihrem Zahnarzt.

(weitere) gute Seite zu Zahnfleischentzündungen

http://www.zahngesund.de/zahn.htm