Vorwort: Die dargestellten Fragen und Antworten können keine individuelle Beratung durch den Zahnarzt oder Spezialisten ersetzen!

Wann sollte ein Weisheitszahn überhaupt entfernt werden?

Nicht jeder Weisheitszahn muss entfernt werden. Es gilt immer noch das Prinzip, dass der Weisheitszahn nur dann entfernt wird, wenn das Risiko von Schädigung oder Verschiebung anderer Zähne oder auch das Risiko einer Entzündung des Kiefers größer ist als der mögliche spätere Nutzen des Weisheitszahnes. Problematisch kann auch ein Weisheitszahn werden, wenn er eine Entzündung des Zahnfleisches hinter dem letzten „normalen“ Mahlzahn fördert. Diese Zone ist besonders gefährdet, da sie ohnehin schlecht zu reinigen ist.

Der Weisheitszahn tritt meist in der Pubertät das erste Mal auf, kann aber auch im hohem Alter plötzlich als Ursache einer Druckstelle unter einer Prothese in Erscheinung treten.

In der Regel kommt die Empfehlung zum Entfernen der Weisheitszähne vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden. Der häufigste Grund zur Überweisung vom Zahnarzt ist der nach vorne gekippte Weisheitszahn, allerdings kann der Weisheitszahn sich in jeder Richtung auf den Weg machen.

Der Kieferorthopäde wünscht die Entfernung des Weisheitszahnes meist dann, wenn er Bedenken hat, dass der mühsam eingestellte Zahnbogen sich wieder verschiebt

Der Zahnarzt überweist den Patienten(in) dann zum Spezialisten, wenn er davon ausgeht, dass der Patient dort besser aufgehoben ist.

Weisheitszahnentfernungen gehören zu den Routineeingriffen der Oralchirurgen und Kieferchirurgen.

Wie lange kann man warten, bis man den Weisheitszahn entfernen lässt?

Eine Entzündung am Weisheitszahn sollte sofort behandelt werden. Nach der Vorbehandlung wird der Weisheitszahn dann entfernt, wenn die Entzündung wieder gering ist.

Bei einem entzündungsfreien Weisheitszahn kann man meist einige Monate warten. Eine Empfehlung zur generellen Länge des risikolosen Intervalls kann natürlich nicht gegeben werden.

In einigen Fällen legt aber dier Kieferorthopäde(in) zurecht Wert darauf, dass ein den schönen Zahnbogen gefährdender Zahn umgehend entfernt wird.

Kann man nicht abwarten, ob der Weisheitszahn überhaupt mal Beschwerden macht?

Nach meiner Erfahrung tauchen solche Probleme immer dann auf, wenn man es am wenigsten brauchen kann: z.B. vor dem Urlaub oder vor einer Prüfung.

Wie läuft der Eingriff ab?

im Unterkiefer:

Zunächst wird die Schleimhaut über dem Knochen so weit gelöst, bis man das Operationsgebiet gut einsehen kann. (ca. 2,5 cm langer Schnitt ). Dann wird ein Schutzinstrument eingelegt, das den Zungenerven schützt. Das kann etwas drücken, tut aber nicht weh.

Danach wird der Knochen so weit entfernt, dass der Zahn ähnlich weit zu sehen ist wie ein gewöhnlicher Zahn. Sollte dieser dann noch nicht zu entfernen sein, dann wird entweder weiter Knochen entfernt oder der Zahn geteilt. Das Heraushebeln des Weisheitszahnes erzeugt häufig ein unangenehmes Druckgefühl, denn es ist die Kunst des Operateurs den Weisheitszahn durch ein möglichst kleines Knochenloch herauszubringen.

Die Wunde wird dann mit 1 bis 4 Nähten verschlossen. Manchmal wird vorne ein kleiner Stoffstreifen eingelegt, damit die Wunde Abfluss hat. Dieser Streifen wird nach ein bis zwei Tagen entfernt. Die Nähte werden nach ungefähr einer Woche entfernt.

im Oberkiefer:

Im Oberkiefer ist der Schnitt kleiner als im Unterkiefer. Das Prinzip ist hier dasselbe wie im Unterkiefer, jedoch ist der bedeckende Knochen dünner, so daß viel weniger Knochen entfernt werden muß. Der Wundverschluß ist manchmal aufwendiger als im Unterkiefer, insbesondere dann, wenn eine Verbindung zur Kieferhöhle besteht.

Muß ich ein Antibiotikum einnehmen?

Das kommt auf den Einelfall an. Ich halte ein Antibiotikum oft dann für sinnvoll, wenn eine Entzündung im Kiefer war oder die Kieferhöhle eröffnet wurde.

Wie lange bin ich krankgeschrieben?

Die Krankschreibung muß nach deutscher Rechtslage immer individuell erfolgen. Sie richtet sich nicht nur nach der Größe des Eingriffs, sondern auch nach dem Beruf. Ich bitte meine Patienten, vorher ihren Chef zu informieren, daß sie möglicherweise den Operationstag + 2 Tage ausfallen.

Zahlt die Kasse den Eingriff?

Weisheitszahnentfernungen sind generell Kassenleistungen. Sonderleistungen wie das Spritzen von abschwellenden Medikamenten (z.B. Cortison) oder der sogenannte Wurschtigkeitsspritze, die nicht notwendig sind und nur einen schönen zusätzlichen Komfort bedeuten, sollten nicht über die Solidargemeinschaft abgerechnet werden.

Ist die Abrechnung über die Krankenkasse möglich?

 

Mit was für einer Schwellung oder Schmerzen muß ich rechnen?

Kein operativer Eingriff ist wie ein anderer. So ist auch die Schwellung schwer vorhersehbar. Oft wird die Wichtigkeit des Verhaltens nach der Operation unterschätzt und die Wunde zu früh belastet. Zur Unterstützung des Patienten geben wir Hinweiszettel nach der Operation mit, in denen – detailiert über 20 Punkte – Tipps gegeben werden.

Wir bitten die Patienten oft ihre Schmerzen und Schwellung in einer „Self-rating-scale“ anzugeben. Dies dient zu unserer Selbstkontrolle.

Bei den Auswertungen zeigt sich auffälligerweise immer wieder, dass Patienten mit schwierigen Entfernungen von Weisheitsähnen weniger Beschwerden und Schwellung angeben als die mit eher „einfachen“ Entfernungen.

Untersucht man die Angaben zur Schwellung im zeitlichen Verlauf, so erkennt man einen Anstieg bis meist zum zweiten Tag und dann einen Abfall bis zum siebten Tag. Bei den Schmerzen wird meist das Maximum am Ende des Operationstags bzw. am Tag danach angeben. Ein Schmerzanstieg nach einer schmerzfreien Phase von 3 oder 4 Tagen deutet auf eine Wundentzündung hin und muss untersucht werden.

Welche Komplikationen können auftreten?

Zu den Unannehmlichkeiten gehören Schwellung und erträgliche Schmerzen. (s. letzter Absatz)

Unangenehm für die Optik ist ein Bluterguß. Dies ist zwar medizinisch nicht bedeutsam, aber unangenehm in der Öffentlichkeit. Der Bluterguss kann auch über eine Woche andauern. Zum Glück ist eine solche Gesichtverfärbung eher selten. Als lästig empfinden die Patienten außerdem die eingeschränkte Mundöffnung und die Störungen beim Schlucken in den ersten Tagen.

Im Oberkiefer kann die Kieferhöhle eröffnet sein. Diese muss dann dicht verschlossen werden, damit die Keime des Mundes nicht in die Kieferhöhle dringen. Im schlechtesten Fall kann die Kieferhöhle sich durch solche Keime entzünden.

Im Unterkiefer verläuft ein Nerv zur Lippe und ein weiterer neben dem Unterkiefer zur Zunge. Ob überhaupt und mit welcher Wahrscheinlickeit die Nerven gefährdet sind, kann Ihnen nur der Operateur anhand einer Lagebestimmung von Weisheitszahn und Nerv mittels eines Röntgenbildes mitteilen.

Manchmal ist zur genauen Risikoeinschätzung eine dreidimensionale Aufnahme notwendig, ähnlich einer Computertomographie. Das modernere und strahlenärmere Verfahren des sogenannten DVTs kann nicht über die Kasse abgerechnet werden.

 

Was habe ich nach der Operation zu beachten!

Nach der Operation erhält jeder Patient einen Hinweiszettel für das Verhalten nach der Operation.

Das Grundprinzip der Pflege jeder chirurgischen Wunde ist Ruhe und Sauberkeit. Dies Prinzip gilt auch für den Mund. Wie dies am besten erreicht wird, steht genau mit vielen Tipps auf den Hinweiszetteln.

Für den Notfall erhält der Patient einige Telefonummern, wie auch meine private. Eine sichergestellte „Rund um die Uhr“ Versorgung 365 Tage im Jahr kann allerdings nicht garantiert werden

 

Wann kann ich nach dem Eingriff wieder Sport treiben?

Das kommt auf die Art des Sports und die Größe der Wunde an. In der Regel empfehle ich Kreislaufbelastungen in der ersten Woche zu vermeiden.

 

Was kann ich nach der Weisheitszahnentfernung essen?

Interessante Tipps findet man auf  Essen Tipps

Sollten Sie weitere spezielle Fragen oder Verbesserungsvorschläge haben, so schicken Sie mir bitte eine  Mail an info@dr-bertram.org