Wannsollte eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt werden?

Manchmal entzündet sich die Wurzelhaut oder der Knochen um das Ende einer Zahnwurzel. Dann ist in der Regel der Nerv des Zahnes abgestorben. Zunächst wird versucht, das abgestorbene Gewebe zu entfernen und den verbliebenen Hohlraum mit einem dichten Füllmaterial zu verschließen. In einigen Fällen ist dies nicht möglich, zum Beispiel weil der Patient beim Verschluss des Zahnes immer wieder Schmerzen bekommt oder weil eine alte Wurzelfüllung nicht entfernt werden kann.

In der Zwischenzeit gibt es Spezialisten, die besonders versiert sind, nicht durchgängige Kanäle zu behandeln. Auch wir schicken Patienten gerne dorthin, um einen operativen Eingriff zu umgehen.

Wir arbeiten seit Längerem mit Dr. Danzl aus Bad Reichenhall zusammen Link zu seiner Homepage  , der quasi auch unser Lehrmeister bei diversen Fragestellungen dieses ganz speziellen Bereiches ist.

Daneben gibt es einige weitere Endotologen mit einem gutem Ruf. Fragen Sie am besten im Bedarfsfall Ihren Zahnarzt nach dem Wurzelkanalspezialisten seines Vertrauens.

 

Warum schmerzt ein Zahn, obwohl der Zahnnerv schon entfernt worden ist?

Der Zahn selbst kann nach Entfernung des Nerven nicht mehr wehtun. Aber die Aufhängung des Zahnes im Knochen leitet den Druck auf den Zahn als Schmerz weiter.

 

Immer, wenn der Zahnarzt den Zahn abfüllte, entstanden Schmerzen. Ist das bei der Wurzelspitzenresektion auch möglich?

Dies ist bei der Wurzelspitzenresektion (WSR) ungewöhnlich, da hier der entzündliche Prozess an der Wurzelspitze direkt behandelt werden kann – zusätzlich zu der Reinigung des Wurzelkanals. Die Schmerzen entstehen durch einen Überdruck (Verstärkung der Schmerzen durch Druck auf den Zahn). Dieser Überdruck baut sich in einer Knochenhöhle ohne Abfluss schnell auf, während ein Druck bei einer Operationswunde über den Zugangsweg, der während der Operation geschaffen wird, besser abgeleitet werden kann.

 

Was ist eine Wurzelspitzenresektion?

Klicken Sie bitte unseren Film auf Youtube an. Das Video ist wahrscheinlich anshaulicher als die Beschreibung im Text.

Es handelt sich bei der Wurzelspitzenresektion um eine Operationstechnik, die schon seit fast genau 100 Jahren durchgeführt wird. Wörtlich übersetzt heißt der Eingriff: Wurzelspitzen – Abtrennung.

Hinter diesem Ausdruck steckt ein wichtiger Teil des Eingriffs. Dabei wird ein Teil der Wurzelspitze abgetragen.

 

In diesem Bereich sind die Hohlräume des Zahnes wie die Äste eines Baumes weit verzweigt. So kann die normale Wurzelfüllung des Zahnarztes alle Seitenäste oft nicht mehr ausreichend abdichten. Daher werden diese letzten Millimeter der Wurzelspitze mit speziellen Bohrern abgetragen

 Damit keine neuen Bakterien über den Wurzelkanal eindringen können, wird der Kanal wie bei der normalen Wurzelfüllung abgedichtet.

Bei der retrograden (dtsch.: rückläufigen) Wurzelfüllung wird der Wurzelkanal mit feinen Ultraschallinstrumenten von der Wurzelspitze gereinigt und erweitert. Diese Methode wird dann angewendet, wenn z.B. ein einzementierter Stift den normalen Zugang verhindert.

Die Wurzelspitzenresektion wird in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Nach Aufklappung der Schleimhaut und Darstellung wichtiger Strukturen wird der Knochen über der Wurzelspitze abgetragen. Dann wird die Wurzelspitze, wie in der Graphik II dargestellt, entfernt. Das entzündlich veränderte Gewebe wird ausgeschält und der Wurzelkanal gesäubert. Das geschieht üblicherweise mit den kleinen Handfeilen, die auch der Zahnarzt verwendet. Ist eine normale Aufbereitung nicht möglich, so wird wie in der vierten Graphik gezeigt, der Wurzelkanal von unten üblicherweise mittels Ultraschall gesäubert und für die Einlage eines Abdichtungsmaterials erweitert. Schließlich wird der Wurzelkanal gefüllt und die Wunde mit einzelnen Nähten verschlossen. Die Nähte entferne ich in der Regel nach einer Woche.+

Mein Zahnarzt sagte, ich habe dort auch eine Zyste, ist das etwas Schlimmes?

Nein. Die Zyste ist kein eigentlicher Tumor, erst recht kein bösartiger sondern eine Folge einer lang andauernden Entzündung.

Durch die Entzündung an der Wurzelspitze löst sich der Knochen auf. Dieser Hohlraum wird zunächst mit Weichgewebe aufgefüllt. Erreicht dieser Hohlraum jedoch eine bestimmte Größe, dann zerfällt des Weichgewebe und wird durch Flüssigkeit ersetzt. Um diese Flüssigkeit entsteht ein eigenes Gewebe, der Zystenbalg. Dieser Zystenbalg muss entfernt werden, da sich die Zyste sonst erneut bilden kann. Sollte der geringste Verdacht bestehen, dass hinter der Zyste doch ein Tumor steckt, so wird das Gewebe nach der Entnahme nicht verworfen, sondern eine mikroskopische Untersuchung veranlasst. Diese bestätigt jedoch fast immer die Annahme einer Zyste.

 

Wird der operierte Zahn nicht locker, wenn man einen Teil wegnimmt?

Ja. Oft stellen wir mit unseren elektronischen Messgerät (Periotest) eine verstärkte Beweglichkeit von ca. 20 % unmittelbar nach dem Eingriff im Vergleich zu dem Wert vor dem Eingriff fest. Deshalb sollte man es in der ersten Zeit nach dem Eingriff vermeiden, harte Speisen zu essen oder auf dem Zahn „spielend“ zu kauen. Nach ca. 10 Wochen hat der Zahn die alte Festigkeit wieder erreicht. Man nimmt diese zwischenzeitliche Lockerung gerne in Kauf, da der Zahn ohne diese Sanierung durch die weiter bestehende Entzündung langfristig noch viel lockerer würde und schließlich entfernt werden müsste.

 

Wie lange kann man warten, bis man die Wurzelspitzenresektion durchführen lässt?

Dieser Eingriff ist immer dann angezeigt, wenn sich ein Hinweis auf eine Entzündung ergibt, die sich mit der normalen Wurzelkanalaufbereitung nicht behandeln lässt. Jede Entzündung im Körper sollte umgehend behandelt werden, da sie den Körper belastet.

 

Kann die Entzündung nicht von selbst weggehen?

Durch eine frisch gelegten Wurzelfüllung (oder medikamentöse Einlagen) können auch größere Veränderungen des Knochens vom Körper erfolgreich bekämpft werden. Voraussetzung ist, dass der Patient dabei kaum Beschwerden hat. Bei einer älteren Wurzelfüllung ist eine Rückbildung nicht zu erwarten.

 

Bis zu welchem Zahn kann man eine Wurzelspitzenresektion überhaupt durchführen?

Heutzutage werden auch Wurzelspitzenresektionen an Weisheitszähnen durchgeführt. Diese Eingriffe gestalten sich natürlich schwieriger, da die Einsicht schlechter ist. Weiterhin verläuft hier der Lippen-Kiefer-Nerv manchmal sehr dicht und eine dicke Knochenleiste erschwert den Zugang zur Wurzelspitze. Im Einzelfall muss überprüft werden, ob der Aufwand für die Resektion eines Weisheitszahnes in einem Verhältnis zur Wichtigkeit des Zahnes steht.

Bei übrigen Zähnen werden regelmäßig Wurzelspitzenresektionen durchgeführt.

 

Ist die Wurzelspitzenresektion bei diesem kaputten Zahn überhaupt noch sinnvoll?

Diese Frage ist bei jedem Zahn gerechtfertigt. Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die im Einzelfall abgewägt werden müssen:

Erfolgschancen, Komplikationsmöglichkeiten, finanzielle Aspekte, allgemeiner Gesundheitszustand, Motivation des Patienten etc.

Inzwischen haben Implantate einen solchen Standard erreicht, dass solche Alternativen abgewägt werden sollten.

Natürlich wird ein Arzt immer versuchen, die körpereigene Substanz solange wie möglich zu erhalten. Der natürliche Zahnhalteapparat kann den Kaudruck messen. Diese Möglichkeit fehlt den Implantaten. Die Entscheidung fällt heutzutage natürlich der Patient, nachdem ihm der Behandler die Alternativen aufgezeigt hat.

 

Wie hoch sind die Erfolgschancen?

In der Literatur werden die Erfolgschancen auf längere Zeit mit etwa 75 % angegeben. Mit den modernen Methoden wie dem Operationsmikroskop erreichen wir eine höhere Sicherheit in schwierigen Regionen.

Allerdings operieren wir jetzt regelmäßig Zähne weiter hinten, die früher noch als unbehandelbar galten, weil sie schwierig zu operieren waren und auch heute noch nicht die Erfolgsquote haben, wie die Zähne weiter vorne.

 

Jemand hat mir gesagt, der Zahn soll besser gezogen werden, weil der „Herd“ bei der Wurzelspitzenresektion bleibt?

Ein Herd (Streuherd) kann eine Gefährdung für den gesamten Körper sein. Allerdings muss man immer genau abwägen, ob man nicht durch die Entfernung des Zahnes dem Gesamtkörper mehr schadet als man ihm nützt. Ein Zahn ist kein leicht ersetzbares lebloses Teil im Körper. Hinter der anscheinend leblosen harten Masse eines Zahnes steckt ein kompliziertes Organ mit vielen sensiblen Strukturen, die sich nicht nur beim Zahnschmerz bemerkbar machen, sondern bei jeder Kaubewegung tausende von Informationen unbewusst ins Gehirn schicken. Bei einer immer wieder auftretenden Entzündung im Auge würde keiner auf die Idee kommen, das Auge zu entfernen.

Wir werten in jeden Einzelfall das Risiko einer Herderkrankung mit dem des Zahnverlustes ab. Häufig ist die Abwägung nicht einfach.

 

Muss ich ein Antibiotikum einnehmen?

Nicht generell. Ich halte ein Antibiotikum meist dann für sinnvoll, wenn die Gefahr einer Wundentzündung deutlich erhöht ist.

 

Wie lange bin ich krankgeschrieben?

Die Krankschreibung muss nach deutscher Rechtslage immer individuell erfolgen. Sie richtet sich nicht nur nach der Größe des Eingriffs, sondern auch nach dem Beruf. Ich bitte meine Patienten, vorher ihren Arbeitgeber zu informieren, dass sie möglicherweise den Operationstag + 2 Tage ausfallen.

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Zahlt die Kasse den Eingriff?

Wurzelspitzenresektionen sind generell Kassenleistungen. Sonderleistungen wie das Spritzen von abschwellenden Medikamenten (z.B. Cortison), die nicht notwendig sind und nur einen zusätzlichen Komfort bedeuten, sollten nicht über die Solidargemeinschaft abgerechnet werden. Außerdem muss nach der gültigen Rechtslage jedes Mal abgewägt werden, ob die Entfernung des Zahnes mit nachfolgender Versorgung der Lücke nicht die wirtschaftlich sinnvollere Lösung im Sinne des Sozialgesetzbuches darstellt.

Welche Komplikationen können auftreten?

Zu den Unannehmlichkeiten gehören Schwellung und erträgliche Schmerzen. Diese Beschwerden treten leider regelmäßig auf und sind durch ständige Kühlung oder Schmerzmittel in der Regel gut zu unterdrücken.

Unangenehm für die Optik ist ein Bluterguss. Dies ist zwar medizinisch nicht bedeutsam, aber unangenehm in der Öffentlichkeit. Der Bluterguss kann auch über eine Woche andauern. Zum Glück ist eine solche Gesichtsverfärbung eher selten. Als lästig empfinden die Patienten außerdem die eingeschränkte Mundöffnung und die Störungen beim Schlucken in den ersten Tagen.

Im Oberkiefer kann die Kieferhöhle eröffnet sein. Diese muss dann dicht verschlossen werden, damit die Keime des Mundes nicht in die Kieferhöhle dringen. Werden dann noch spezielle Verhaltensregeln beachtet, wie das Vermeiden von Schnäuzen und das Hebeverbot für schwere Lasten, verläuft die Eröffnung in der Regel folgenlos. Die Patienten beklagen in der Regel nur das schwierige Verhindern von Schnäuzen und die leichten Blutungen aus einer Nasenseite. Nur in sehr seltenen Fällen entzündet sich die Kieferhöhle und muss dann antibiotisch behandelt werden.

Im Unterkiefer verläuft ein Nerv zur Lippe und ein weiterer neben dem Unterkiefer zur Zunge. Ob überhaupt und mit welcher Wahrscheinlichkeit die Nerven gefährdet sind, kann Ihnen nur der Operateur anhand einer Lagebestimmung von Wurzelspitze und Nerv (z.B. mit einem Röntgenbild) mitteilen.

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Was habe ich nach der Operation zu beachten!

Nach der Operation erhält der Patient mehrere Hinweiszettel für das Verhalten nach der Operation.

Das Grundprinzip der Pflege jeder chirurgischen Wunde ist Ruhe und Sauberkeit. Dies Prinzip gilt auch für den Mund. Wie dies am besten erreicht wird, steht genau mit vielen Tipps auf den Hinweiszetteln.

Für Naturheilkunde-Interessierte hat uns ein Arzt mit entsprechender Zusatzbezeichnung (Dr. Körfgen) freundlicherweise ein Merkblatt entworfen, indem die in diesem Bereich bewährten Medikamente aufgeführt werden – mit Hinweisen für die effektive Einnahme.

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Wann kann ich nach dem Eingriff wieder Sport treiben?

Das kommt auf die Art des Sports und die Größe der Wunde an. In der Regel empfehle ich Kreislaufbelastungen in der ersten Woche zu vermeiden. Grundlage für eine ungestörte Knochenneubildung ist das solide Blutgerinnsel. Dies kann durch Unruhe und verstärkte Herztätigkeit instabil werden.